Wozu Kaffee und meine Neugierde gut sind ...

Meine Leidenschaft für Kaffee und meine Neugierde führten mich zu einem extrem interessanten Gespräch darüber, Dinge erfolgreich aus Überzeugung anders zu machen. Wie geht denn sowas?

Ohne Kaffee kein Start in den Morgen: Sowohl sein Duft, die Wärme als auch der Geschmack helfen mir in den Tag zu kommen.

Als bekennende Genießerin und Schwarztrinkerin bin ich dem guten alten Handfilter treu. Passend dazu kaufe ich mein Pfund regelmäßig in meiner Kaffeerösterei Schamong ein. Das Ladengeschäft ist nicht schickimicki, die Preise für eine Kaffeerösterei akzeptabel.

Zum Verweilen und vor Ort genießen gibt es nur einige Tischchen, das Gastronomieangebot beschränkt sich auf verschiedene Sorten von Cookies. Ein solider Veedelsladen in Köln-Ehrenfeld, der sich auf seine Kernkompetenz, nämlich die Röstung und den Verkauf von hochwertigem Kaffee und den dazugehörigen Merchandising-Produkten konzentriert und dadurch seine unternehmerische Energie geschickt bündelt.

Doch plötzlich wird meine Neugierde geweckt. Was ist passiert?  Ein neues Produkt, zeitgemäß und nachhaltig. Die Kaffeerösterei rüstet auf und bietet seit kurzem biologisch abbaubare, mit Schamong-Kaffee gefüllte Kapseln. Gekauft, probiert, schmeckt super, wunderbar! Meine Kapselmaschine, die schon kurz davorstand entsorgt zu werden, darf bleiben.

Wow - wie mutig in dieser unsicheren Zeit der Pandemie mit einem neuen Produkt an den Start zu gehen. Der Zeitpunkt und das nachhaltige Kapselprodukt haben meine Neugierde geweckt, so dass ich mehr darüber erfahren wollte.

Einige Tage nach meiner Entdeckung sitze ich coronakonform in einem schönen Riphan-Bau in Köln-Bickendorf, im Büro der Kaffeerösterei. Mein Gesprächspartner ist Heribert Schamong, Eigentümer des Betriebs.

Wir sind dabeigeblieben: Von der kleinsten zur ältesten Kaffeerösterei

Als die heutige Kaffeerösterei Schamong 1949 in Köln-Ehrenfeld ihren Betrieb aufnahm, war sie die kleinste in der Stadt. 30 Röstereien gab es damals nach dem Krieg. Viele gaben auf. Doch Schamong machte weiter. Der Betrieb wurde älter und inzwischen ist „Schamong Rösthandwerk“, wie das Geschäft heute heißt, Kölns älteste Kaffeerösterei. Mit Heribert Schamong und seinen beiden Söhnen wird sie mittlerweile in dritter Generation geführt.

„Wir sind bei dem geblieben, was wir können und lieben“, sagt Schamong. Seit etwa einem Jahrzehnt beobachtet er, wie wieder neue Röstereien in der Domstadt entstehen. „Kaffee ist ein Hype und viel mehr als nur ein Heißgetränk: Es ist Lifestyle.“

Aus dem Alltagsgeschäft hat sich Heribert Schamong mittlerweile zurückgezogen. „Mir gehört der Laden, aber mein Sohn Mirko trifft alle Entscheidungen. Er ist derjenige, der die Arbeit macht.“

Nachhaltigkeit ist nichts Neues! Es war eins der Themen von Anfang an.

Das Thema Nachhaltigkeit ist dem ehemaligen Schrotthändler und Betriebswirt Heribert Schamong seit langem vertraut - schon von Berufs wegen. „Umweltthemen beschäftigten die Menschen schon seit 200 Jahren“. Damals, bevor es eine Kanalisation gab, flossen tierische und menschliche Exkremente offen durch die Straßen. Die Flüsse, auch der Rhein bei Köln, waren stinkende Kloaken. Später kam die Industrie mit ihren giftigen und ungeklärten Abwässern hinzu. Massenhaftes Fischsterben haben viele der älteren Anrheiner noch selbst erlebt.

„Der Schutz der Umwelt“, sagt Heribert Schamong, „ist für meine Familie und mich genauso selbstverständlich wie die Wahrung und Förderung der Menschenrechte“.

Die Ehrenfelder Obdachlosen trinken besseren Kaffee als der Kardinal!

Mildtätigkeit gehört für den Kaffeeunternehmer Schamong einfach dazu. Das Notel, die Notschlafstelle für Obdachlose, wird mit regelmäßigen Lieferungen tatkräftig unterstützt. „Wer hier schläft, trinkt besseren Kaffee als der Kölner Kardinal, scherzt Schamong. Schon seine Eltern veranstalteten jedes Jahr ein Ferienlager für Mädchen. Bis heute ist das Unternehmen Schamong in Köln-Ehrenfeld sozial verwurzelt.

Aber nicht nur in Köln, auch bei der Produktion der Kaffeebohnen wird auf Menschen und Umwelt geachtet. „Als Mitglied der deutschen Röstergilde und Sponsor der „Coffee Kids“ kaufen wir ausschließlich Rohkaffee in Spitzenqualität zu fairen Preisen. Das heißt, wir zahlen hohen Einkaufspreise und beziehen direkt von den Kaffeebauern.“

Sein christlicher Glaube leitet Heribert Schamong auch in seinem unternehmerischen Handeln. „Wenn mich die Leute fragen, wie wir unser Geschäft führen, dann sage ich Ihnen, dass wir nicht besser oder moralischer sein, auf jeden Fall aber nichts Unrechtes tun wollen.“

Wir machen et, weil wir et machen wollen und weil wir et machen können.

Mainstream? Trends? Hypes? Interessieren Schamong nicht. Seine Art zu leben und zu wirtschaften beschreibt er als eher radikal individuell: „Wenn 1000 in die eine Richtung laufen, lauf ich in die andere. Alle haben sich früh nach Amerika orientiert, ich eher nach Russland.“

Als internationaler Schrottändler, so erzählt er, sei er viele Jahre im Osten unterwegs gewesen und habe gelernt, Dinge zu hinterfragen, Informationen zu sammeln und auszuwerten. „Und dadurch ist mir klar geworden, dass es den typischen Russen, wie er in den alten James-Bond-Filmen dargestellt wird, gar nicht gibt. Nichts ist so, wie es scheint.“

Sein internationales Netzwerk hält Heribert Schamong weiterhin aufrecht, als er 2016 voll in die Kaffeerösterei einsteigt. „Das ist mir wichtig, dadurch kriege ich immer wieder andere Perspektiven, einen differenzierten Blick auf verschiedene Dinge.“

Die Idee mit der Kapsel - der Kaffee muss MIR schmecken

Als international tätiger Schrotthändler verbrachte Schamong viele Nächte in Hotels. Dabei lernte er den Kaffee aus der Kapsel schätzen. „Ich wollte dort meinen eigenen Kaffee trinken. Daher hatten wir vor Jahren drei Sorten Espresso in Plastikkapseln.“ Schamongs Sohn Mirko wollte sie aus dem Sortiment nehmen. „Sie passten nicht zu unserem Nachhaltigkeitsdenken. In der Konsequenz haben wir auch die Pads rausgeschmissen.“

Als Betriebswirt hält Heribert Schamong die Kapsel für ein Super Prinzip: „Vom Rohkaffee bis in die Tasse, bildet die Kapsel die gesamte Wertschöpfungskette ab.“

Die Aluminiumkapseln allerdings nennt Heribert Schamong „eine Riesensauerei“. Hier werde kein Aluminiumschrott verarbeitet, d.h. die Kapseln bestehen aus neu hergestelltem Aluminium. Dazu braucht es Rohstoff Bauxit, bei dessen Abbau in fernen Ländern giftiger Rotschlamm entsteht.

Allein in Deutschland landen Jahr für Jahr 2,5 Milliarden Kapseln im Müll. Im Restmüll wohlgemerkt: Die Kapseln werden nicht recycelt. Weil sie nicht als Verpackungsmüll gelten, sie kommen in die graue Tonne.

Die Idee mit der Kapsel - es passt

Mit der „Rezemo-Kapsel“ geht Schamong jetzt einen eigenen Weg. Seine Kapseln sind zu 100 Prozent aus 100 Prozent nachwachsendem Rohstoff ohne Mikroplastik hergestellt und deshalb komplett biologisch abbaubar. „Diese Kapsel spiegelt unsere Werte und unsere Tradition wider und ist somit ein authentisches Produkt“, sagt Schamong. 

Der enthaltene Kaffee ist absolute Spitzenqualität. Er wird direkt gehandelt, die Herstellung der Kapsel sowie die Abfüllung erfolgen in Deutschland, die Umwelt wird verglichen mit anderen Kapselarten geschont. Verpackt wird zu 100 Prozent in Papier durch einen lokalen Integrationsbetrieb. „Die gesamte Wertschöpfungskette der Kapsel ist transparent.“

Mit der Kapsel erweitert das Unternehmen Schamong die Darreichungsform seines Kaffees. „Wir bleiben bei unserer Kernkompetenz und unseren Werten“, freut sich Heribert Schamong. Die Kapsel sei die ideale Ergänzung. "Eine neue Verkäuferschicht wird angesprochen - die Kapseln werden über unsere Vertriebskanäle und neu auch über REWE verkauft".

Der Mensch an sich, glaubt Schamong, möchte nichts Böses tun. Nun aber hat er nunmal diese Kapselmaschine. „Wenn man ihm also ein umweltfreundliches Produkt anbietet, wird er danach greifen.“

Mit Blick auf die Zukunft gibt sich Kaffeeröster Schamong aus Ehrenfeld selbstbewusst. „Qualität setzt sich durch. Wer einmal den Geschmack unseres Kaffees genossen hat, kommt immer wieder zurück“.

Dem ist nichts hinzuzufügen, bestätigt

Ihre AHH

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Impulsgeberin Andrea Haschke-Hirth trifft auf Heribert Schamong, Kaffeeröster, hier vor einem Werk von Jörg Immendorff aus dem Gemäldezyklus "Café des flore".