Kürzlich fragte mich ein bekannter Weiterbildungsanbieter an, ob ich für dieses Jahr einige Seminare im Kontext von „New Work“ bzw. „Personalmanagement und Führung“ halten kann; Seminarthemen sowie -formate solle ich festlegen, da ich schließlich am besten wisse, was Unternehmen in diesen Zeiten brauchen.
Und wo stehen Unternehmen jetzt? Was brauchen sie?
- Führungskräfte und Mitarbeitende verfügen insbesondere in diesen turbulenten Krisenzeiten, häufig über begrenzte finanzielle Ressourcen und zeitliche Kapazitäten für Fort- und Weiterbildungen, die genau diese Inputs voraussetzen.
- Lernen ist auf unterschiedliche Art und Weise möglich. So begreift Otto Scharmer vom MIT in Cambridge und Gründer des Presencing-Instituts, Lernen als Atmungsprozess. Sein Ansatz ist der des learning out of the classroom. In eindrucksvollen Beispielen hat er seine Umsetzungskonzepte dazu im März letzten Jahres, ein Tag vor dem ersten Lockdown, auf der Mindful Leadership Konferenz der Universität Witten/Herdecke vorgestellt. Eindrucksvoll insbesondere, weil seine Videos und Botschaften Emotionalitäten transportiert und viele Teilnehmende dieser Konferenz dadurch berührt haben.
Die Konsequenz aus wenig Zeit/Ressourcen und atmenden Lernen ist, sich verschiedenen Wegen des Lernens zu öffnen, denn:
ES GIBT SO VIELE IMPUSE „BY THE WAY“. Diese KOSTEN NICHT ZUSÄTZLICH ZEIT UND GELD. ZUDEM MACHEN SIE AUCH NOCH SPASS.
Ein treffendes Beispiel hierfür ist die Kochshow The Taste – Nur der Geschmack zählt. Mich begeistert diese Sendung. Im Vordergrund steht natürlich das Kochen, was mich als Genussmensch per se schon einmal anspricht. Es kommen hier national bzw. international bekannte Köche als Coaches mit Hobby- und Profiköchen zusammen. Man ringt über 8 Wochen in verschiedenen Challenges um den besten Koch/die beste Köchin der jeweiligen Staffel, mehr oder weniger nach dem k.o.-Prinzip. Neben den kulinarischen Köstlichkeiten, die während der Sendungen auf hohem Niveau von den Kandidaten gezaubert werden, begeistert mich, das als Kuppelprodukt anfallende Thema der Führungskraft als Coach.
Ob dabei die Führungs- bzw. Motivationstools, die die Koch-Coaches über diese Zeit anwenden, wahrhaftig sind, und/oder wieviel dabei gescriptet ist, kann ich nicht beurteilen und finde ich auch nicht wichtig. Da alle Koch-Coaches aus gehobenen bis sternedekorierten Restaurants kommen, wo der gesamte Geschäftsbetrieb und vor allem die Küchen tip-top funktionieren müssen, ist davon auszugehen, „dass Sie wissen, was Sie tun“.
INDIVIDUALISIERTE FÜHRUNG STATT PAUSCHALER PATENTREZEPTE
Herausragend ist, dass es sich sowohl bei den Kandidaten als auch bei den Coaches um sehr unterschiedliche Charaktere, um unterschiedliche Persönlichkeitstypen, handelt. In der Konsequenz wird jeder einzelne Kandidat auf dem Weg zum besten Koch/zur besten Köchin der Sendung unterschiedlich geführt bzw. motiviert.
So setzen die Coaches in den einzelnen Challenges mehr oder weniger Anleitungen, mehr oder weniger fachliche Impulse, motivierende Elemente wie zum Beispiel Provokation oder begeisterndes Loben und/oder kritisches Beäugen ein. Abhängig ist dies vom jeweiligen Typ des Kandidaten und seinen vorhandenen Potentialen, Kenntnissen und Fähigkeiten und auch von der Persönlichkeit und Führungskompetenz des jeweiligen Coaches.
Bequem von meinem Sofa aus kann ich guterkennen, welche Führungstools in welcher Kombination gut funktionieren oder eben auch nicht. Sätze wie „Ich glaube an dich und dein Potential“ haben seit dieser Sendung mehrere goldene Sterne in meiner Toolbox erhalten.
Zu meinem Seelenfrieden als Zuschauerin kommt es dabei in der Regel nicht zu großen Konflikten, was ggf. auch an der Vorauswahl der Kandidaten durch die Coaches liegen mag. Das Bewerbungsverfahren von The Taste zeigt sich den Zuschauenden nach den klassischen Kriterien wie fachlichem Können und persönlichem Eindruck. So stellen sich die Coaches ihre Teams individuell zusammen.
ROLLENTRANSPARENZ UND -KLARHEIT
Im eigentlichen Sinne sind die (zum Teil sternedekorierten) Profiköche keine Coaches, sondern coachende Führungskräfte. Sie übernehmen neben dem Part der Kandidatenentwicklung auch die Entscheidung und Bewertung über Leistung und Nichtleistung, über Gehen oder Bleiben. Für mich als Zuschauerin zeigt sich, dass dies gelingen kann, wenn - wie hier - den verschiedenen Rollen in den jeweiligen Situationen klar und transparent Ausdruck verliehen wird.
NAHBARKEIT, LEIDENSCHAFT UND EMPATHIE
Alle Coaches sind Typen, mit denen man auch gerne mal ein Bier trinken würde. Nahbar und menschlich kommen sie rüber, zeigen Gefühle und geben auch eigene Unzulänglichkeiten zu. Selbst hochmotiviert, jeden einzelnen Kandidaten zum besten Koch/zur besten Köchin der Sendung entwickeln zu wollen, tragen sie so diese Begeisterung in ihr Team. Diese Leidenschaft ist für mich bis hin auf meinem Sofa spürbar.
DEN KANDIDATEN IN DEN MITTELPUNKT STELLEN, WERTSCHÄTZEN UND VERTRAUEN
Die „großen“ Profiköche zeigen über den Bildschirm, was es eine coachende Haltung bei einer Führungskraft bedeutet:
Sie fragen die Kandidaten in aller Regel nach ihren eigenen Ideen und Vorstellungen und geben dann Impulse in Form von: „Was hältst du von dieser und dieser Zutat…“. Sie motivieren die Kandidaten, Dinge auszuprobieren, zu verwerfen und wieder neu zu machen. Eine der häufigsten Fragen der Coaches während der einzelnen Challenges ist: „Und - wie schmeckt es dir?“
Hand aufs Herz: Wann haben Sie sich selbst zuletzt gefragt, wie Ihnen Ihre eigene Leistung schmeckt? Und ganz ehrlich, nur wenn Sie Ihnen schmeckt, also richtig gut schmeckt, überzeugen Sie doch damit, oder?
Mich hat The Taste richtig gut unterhalten.
Mich hat das Format von The Taste berührt: Kochen, Coaching, Leidenschaft.
Und ich habe von The Taste gelernt.
Mit dieser vorgenannten Selbstoffenbarung 😊 möchte ich Sie einladen, sich dem Lernen in allen Bereichen Ihres Lebens zu öffnen. Wenn Sie das tun, werden sie viele unterstützende Impulse bekommen, die Ihren Atem fließen lassen.
Ihre AHH